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Erfahrungsbericht von Tatjana Siegel

Tatjana Siegel
© Tatjana Siegel

 

Vor kurzem ist mein einjähriges Sprachstudium am Sprachenzentrum der Cheng Kung Nationaluniversität in Tainan, Taiwan zu Ende gegangen. Dank der Unterstützung des DAADs durfte ich vier Semester Chinesisch Kurse in der ehemaligen Hauptstadt Taiwans besuchen, wodurch ich mich intensiv mit der taiwanesischen Sprache und Kultur auseinandersetzen konnte.

Die vom DAAD bereitgestellten Unterlagen haben mir bei der Organisation sehr geholfen und behandeln viele der hier angeführten Schritte im Detail, sodass ich jedem Stipendiaten nur wärmstens empfehlen kann ,diese aufmerksam zu lesen, um den eigenen Aufenthalt angemessen planen zu können.

Nach finaler Stipendienzusage und Erhalt aller Informationen vom DAAD habe ich mich zunächst um die für das Gastland Taiwan empfohlenen Impfungen gekümmert. Hierfür habe ich mich an das Tropeninstitut München gewandt und mich von den dort tätigen Ärzten beraten lassen.

Da man für die Beantragung des „Resident Visa“ für Taiwan ein Gesundheitszeugnis einreichen muss, habe ich mich dafür an meinen Hausarzt gewandt. Dieser konnte die meisten Untersuchungen direkt durchführen und hat mich andernfalls an die entsprechenden Fachärzte vermittelt. Die Beantragung des passenden Visums wird in den Unterlagen des DAAD genauer erläutert. Auch hat das Sprachenzentrum in Tainan, bei welchem ich mich beworben hatte, Informationen zum benötigten  Visum für Taiwan bereitgestellt.

Anfang August wurde ich von der Sprachschule gebeten, an einem Einstufungstest teilzunehmen, da ich bereits vorher angefangen hatte Chinesisch zu lernen.

Da ich bereits zwei Jahre zuvor als Austauschstudierende in Tainan war und damals im Studentenwohnheim gewohnt habe, wollte ich für die bevorstehende Aufenthaltsdauer von einem Jahr lieber in einer eigenen Wohnung leben. Eine ehemalige Kommilitonin konnte glücklicherweise in ihrer Wohngemeinschaft ein sehr preisgünstiges freies Zimmer in zentraler Lage empfehlen. Mit monatlichen Mietkosten um die 4.500 NTD (umgerechnet knapp 130 EURO) lebte ich in einer Wohngemeinschaft mit gemeinschaftlicher Küche und Wohnzimmer.

Bei Interesse am Leben im Wohnheim stellt das Sprachenzentrum nach Zulassung weitere Informationen zur Verfügung und garantiert ausländischen Studierenden einen Wohnheimplatz.

Nach Ankunft in Taiwan müssen Ausländer mit einem „Resident Visa“ eine sogenannte ARC (Alien Resident Certificate) Card beantragen, sprich eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung, die dann auch die mehrfache Ein-und Ausreise erlaubt. Hierbei war das Sprachenzentrum ebenfalls sehr hilfsbereit und hat mich bei der Beantragung, sowie bei weiteren Fragen unterstützt.

Im ersten der vier Semester habe ich am Sprachenzentrum eine täglich stattfindende „Small Group Class“ besucht und dazu noch vier zusätzliche Wahlkurse mit Fokus auf Aussprache oder Grammatik gewählt. Meine Mitschüler kamen zum Großteil aus anderen asiatischen Ländern, unter anderem aus Japan, Vietnam, Südkorea und den Philippinen, sowie Europa und Amerika. Da der Unterricht in Chinesisch abgehalten wird und viele der Mitschüler gar kein Englisch sprechen, findet der Austausch untereinander meist auch auf Chinesisch statt. Das Sprachenzentrum ist auch Ort des Zusammenkommens und Kennenlernens: Neben von der Sprachschule organisierten Ausflügen und Aktivitäten verbringt man zwecks Vor-und Nachbereitung des Unterrichts und Erledigung von Hausaufgaben viel Zeit am Zentrum und mit den Mitschülern.

An der Universität existieren eine Reihe von Hochschulvereinen, denen man während des regulären Studiensemesters beitreten kann und bei deren Aktivitäten man teilnehmen kann. Hier sind von sportlichen und musikalischen Gruppierungen bis hin zu einem „Gender Equality Club“ oder einem „Kochclub“ alle Interessen vertreten. Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung und zum Kontakt zu Einheimischen gibt es somit zur Genüge.

Neben den Inhalten des Sprachkurses habe ich vor allem durch den Kontakt zu mehreren Tandem-Sprachpartnern viel über die taiwanesischen Traditionen, den Alltag und die typischen Denkweisen erfahren können. Auch durfte ich sehr oft die taiwanesische Gastfreundschaft und Herzlichkeit erleben – sei es durch Campingausflüge oder Einladung zur gemeinsamen Feier des Chinesisch-Neujahrsfests.

Am Sprachenzentrum bin ich durch Bekanntschaft mit meinen internationalen Mitschülern zudem mit vielen anderen Kulturen in Berührung gekommen, sodass sich mein Verständnis hinsichtlich des gesamten asiatischen Raumes, wenn nicht sogar weltweiten Raumes, ausgeweitet hat. Die Unterrichtsthemen haben oft zum gegenseitigen Dialog – auf Chinesisch – ermutigt, und mir so die Möglichkeit gegeben weit mehr als die Sprache selbst zu lernen.

So habe ich im vergangenen Jahr einen enormen Fortschritt hinsichtlich meiner Chinesisch Kenntnisse erzielen können und zugleich mein interkulturelles Verständnis ausweiten dürfen.

Selbstverständlich habe ich im Verlauf meines Studiums auch negative Erfahrungen gemacht: Die andauernde Hitze und das extrem schwülen Klima haben sich ab und an auch aufs Gemüt niedergeschlagen. Manchmal fehlte es in Bezug auf das Sprachstudium an Zuversicht, dass man die Chinesische Sprache tatsächlich meistern kann. Auch wenn ich noch einiges an Arbeit vor mir habe, um ein komplett fließenden, wenn nicht sogar verhandlungssicheren Umgang mit der Sprache zu erlangen, bin ich mittlerweile dennoch davon überzeugt, dass dieses Ziel für mich erreichbar ist.

Das Sprachlernzentrum der Cheng Kung Nationaluniversität in Tainan© Tatjana Siegel

Für alle zukünftigen Bewerberinnen und Bewerber möchte ich an dieser Stelle gerne die Stadt Tainan als Studienort empfehlen. Bei den meisten Taiwaninteressierten fällt die Wahl des Studienstandortes auf Taipeh. Die alten Hauptstadt Tainan wird nicht in Erwägung gezogen.

Wer sich wirklich intensiv der Sprache widmen möchte, hat in Tainan tagtäglich die Möglichkeit zu üben. Nur wenige Leute sprechen Englisch, seien es Taiwanesen oder andere ausländische Mitschüler, was einem oft keine andere Wahl lässt, als den Alltag komplett auf Chinesisch zu meistern. Auch legen die Lehrer am Sprachenzentrum großen Wert darauf, dass man untereinander Chinesisch als Kommunikationssprache verwendet. Was am Anfang vielleicht noch etwas nervös macht, wird ab einem gewissen Punkt ganz selbstverständlich. Aber auch außerhalb des Campus darf man neu Gelerntes direkt anwenden. Die Einheimischen sind sehr offen und meist auch an einer kurzen Unterhaltung interessiert. Der Lebensrhythmus in Tainan erscheint mir deutlich gemütlicher als in Taipeh, was zur Folge hat, dass die Leute geduldiger und entspannter sind und die Stadt so im Gesamten ein optimales Umfeld für ein erfolgreiches Sprachstudium bietet.

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