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Erfahrungsbericht von Stefan Kukowka

Stefan Kukowa.
© Stefan Kukowa

Diesen Bericht schreibe ich für all diejenigen, die sich überlegen oder gar bereits entschieden haben ein Studium in Taiwan auf Chinesisch anzustreben. Bevor ich aber auf die Details eingehe, die es zu beachten gilt, möchte ich kurz etwas über meinen Hintergrund schreiben, warum es mich ans andere Ende der Welt verschlagen hat und warum es sowohl die Beste als auch wichtigste Entscheidung für mein zukünftiges (akademisches) Leben war.

Haupteingang zum Campus der NCCU© Stefan Kukowka

Als ehemaliger B.A. Student der Sinologie an der Universität Leipzig wurde mir als Teil des dreijährigen Curriculums empfohlen, ein Semester oder ein ganzes Jahr in China respektive in Taiwan an einem selbst ausgewählten Spracheninstitut Chinesisch zu studieren, das heißt von Montag bis Freitag, von früh bis spät konnte ich mich ausschließlich auf die Sprache konzentrieren, was in Deutschland nicht unbedingt möglich war, da schließlich noch andere Kurse meine Aufmerksamkeit verlangten.

Bereits während des einen Jahres in China war für mich klar, dass mein Studentenleben nicht mit dem B.A. enden wird. Somit stellte sich mir die wichtige Frage, in welcher Stadt, in welchem Land und auf welches Fachgebiet ich mich konzentrieren sollte. Anfangs dachte ich an London (SOAS) oder Edinburgh, da ich Freunde habe, die dort Sinologie im Master studierten. In China jedoch wurde mir bewusst, dass nicht nur die Beherrschung der Sprache die Crux für jedweden Fortschritt und jedwedes Verständnis der Kultur Chinas[1] ist, sondern vielmehr die Zeit, die man selbst innerhalb des chinesischen Kulturraumes verbringt. Sprachliche Konventionen, Umgangsformen, Verhaltensnormen sowie Werte- und Moralvorstellungen kann man nicht umfassend in einem Jahr, geschweige denn fernab von China, verstehen. Möchte man sein Wissen über China erweitern, ein Gespür für die Kultur bekommen und zeitgleich seine eigene Forschung umsetzen, muss man sich notwendigerweise länger dort aufhalten. Deswegen stand für mich fest, den Master auf jeden Fall in China, Taiwan oder Hongkong anzustreben.

Nach reiflicher Überlegung und einem Gespräch mit meinem damaligen Professor, strich ich zuerst Hongkong, dann China von der Liste und wählte Taiwan. Ich entschied mich gegen Hongkong aus sprachlichen Gründen, da dort überwiegend Kantonesisch und Englisch gesprochen wird (und die Lebenshaltungskosten sehr hoch sind), gegen China zum einen aus gesundheitlichen Gründen, da ich keine zwei oder drei Jahre in einer Stadt verbringen möchte, über der beinahe jeden Tag eine Smogglocke hängt und zum anderen aufgrund möglicher politischer Restriktionen bzw. vorgegebener Interpretationsrahmen, da ich beabsichtigte, ein Masterstudium im Fach Religionswissenschaft mit Fokus auf Buddhismus zu studieren. Somit entschied ich mich schließlich für Taiwan, da Chinesisch, abgesehen von Taiwanesisch, Hakka und Min Nan, die Alltagssprache ist, die Luftqualität wesentlich besser ist – abgesehen von einigen Tagen im Winter – und die National Chengchi Universität (NCCU) über ein religionswissenschaftliches Institut verfügt, dessen Professoren sich auf die verschiedenen Weltreligionen spezialisieren und zugleich die theoretische Perspektive nicht vernachlässigen. Insgesamt betrachtet erschien mir Taiwan als sinnvoller nächster Schritt auf meinem akademischen Weg.

Nachdem ich die Entscheidung im vorletzten Semester meines B.A. Studiums traf (WS 2015/16), für meinen Master nach Taiwan zu ziehen, galt es die wichtigste aller Fragen zu beantworten: Wie finanziere ich das überhaupt? Mir war von Beginn an bewusst, dass ich das Studium und die Lebenshaltungskosten in Taiwan nicht aus eigener Tasche bezahlen könnte und als Deutsch- oder Englischlehrer wollte ich nicht arbeiten, da Sinn und Zweck des Ganzen das Studium ist. Ich musste mich also für ein Stipendium bewerben. Der DAAD war dabei mein erster Ansprechpartner, da ich bereits für mein Auslandsjahr in China vom DAAD gefördert wurde, demnach wusste ich wie der Bewerbungsprozess ablaufen wird und was die Rechte und Pflichten eines Stipendiaten sind. Das Problem bestand nur darin, dass ich die jährliche Bewerbungsfrist am 30.09 um ein paar Tage verpasste und bis 2016 warten musste. Was im ersten Moment Ausdruck meiner eigenen Unzulänglichkeit war, sollte sich später als großes Glück herausstellen, da ich ein Jahr Zeit gewann, mein Chinesisch mittels des „Huayu Language Enrichment Scholarship“ an der National Normal Taiwan University zu vertiefen, um den sprachlichen Anforderungen des Masters gewachsen zu sein.

Ich rate jedem, der/die ein Studium auf Chinesisch anstrebt, vorab realistisch einzuschätzen, ob das eigene sprachliche Niveau ausreicht. Dabei sei angemerkt, dass HSK 5 bei weitem nicht ausreicht ein Studium auf Chinesisch durchzuführen, wenngleich Chinesische Universitäten ausländische Studierende mit HSK 5 immatrikulieren. Man sollte nach HSK 6 oder besser noch TOCFL Level 4 oder 5 streben, was die Immatrikulationsvoraussetzung taiwanischer Universitäten – von Fakultät zu Fakultät unterschiedlich – darstellt. Ein kurzer Vergleich[2] von HSK und TOCFL in folgender Tabelle des Fachverbands Chinesisch zeigt die Unterschiede.

Damit wird deutlich, dass HSK 5 lediglich B1 des GER entspricht und HSK 6 sowie TOCFL Level 4 B2 des GER entsprechen. Mit einem Bachelor in Sinologie, dessen Mindestanforderung HSK4 für den Abschluss ist, ist man demnach sprachlich nicht unbedingt auf einen Master auf Chinesisch vorbereitet. Das sollte einem klar sein.

Abseits der sprachlichen Anforderungen, muss man sich eigenständig um ein Visum (Resident Visa!) kümmern, das bei der Außenvertretung Taiwans je nach Wohnort in Deutschland an unterschiedlichen Stellen beantragt werden kann. Die Internetseite des Konsular-Service gibt Aufschluss hierüber.

Auf der Internetseite der taiwanischen Vertretung in Deutschland finden man die erforderlichen Unterlagen (Reisepass, Antragsformular, Immatrikulationsbescheinigung der Universität, Gesundheitszeugnis etc.) für die die Beantragung, die zur jeweiligen Außenvertretung geschickt werden müssen.

Auf dieser Webseite kann man sein Visum beantragen:

Nachdem man sein Visum beantragt hat, besteht der nächste Schritt daraus, sein Hochschulzeugnis und die englische Übersetzung[3] dessen in der Außenvertretung beglaubigen zu lassen, da man es später in Taiwan am Tag der Registration in der jeweiligen Universität vorlegen muss. Für die Bewerbung reicht vorab eine Kopie des Zeugnisses. Bevor die Zeugnisse aber in der Außenvertretung beglaubigt werden können, müssen sie von eurer Universität oder der jeweiligen Landesverwaltungsbehörde beglaubigt werden. Das braucht alles Zeit, je früher man damit beginnt, desto besser.

Details hierfür finden sich auf der Seite der taiwanischen Vertretung in Deutschland.

Die notwendigen Unterlagen und Anforderungen für die Bewerbung um einen Studienplatz an einer selbst ausgewählten Universität in Taiwan unterscheiden sich teils sehr, sodass ich an dieser Stelle nur von der NCCU berichten kann. Dabei teilen sich die Unterlagen in zwei Kategorien auf: Anforderungen der Universität allgemein und Anforderungen des Instituts speziell. Ersteres beinhaltet den Bewerbungsbogen, die Bewerbungsgebühr, eine Kopie des Reisepasses und Zeugnisses, die Notenaufstellung sowie eine Finanzaufstellung, die darüber Auskunft gibt, dass man über mehr als 6.500 Dollar verfügt[4]. Die Anforderungen des religionswissenschaftlichen Instituts in meinem Fall beinhalteten darüber hinaus: Lebenslauf, Notenaufstellung, Studienplan, zwei Empfehlungsschreiben zwei ausgewählter Professoren, das Zertifikat der TOCFL Level 4 Sprachprüfung und ein Zertifikat eines anerkannten Englisch Sprachtests (TOEIC, TOEFL, IELTS etc.).

All diese Unterlagen können vor Antritt der Reise nach Taiwan vorbereitet werden. Darüber hinaus solltet ihr einige Passbilder vorbereiten, da man bei fast jedem erstmaligen Behördengang auch ein oder zwei Passbilder braucht, zum Beispiel bei der Beantragung des „Alien Resident Certificate“ (ARC), des Studentenausweises, des Gesundheitsausweises der „National Health Insurance“ (NHI) etc. (zu diesen Angelegenheiten, siehe weiter unten).

Weiterhin sind folgende Dinge, die meines Erachtens auf jeden Fall in den Koffer gehören, recht nützlich: Adapter für Ladekabel (gibt es auch in Taiwan, muss man aber erst suchen), eine Reiseapotheke mit Schmerz- und Durchfalltabletten, Pflaster, Mückenspray!! sowie Hautcreme und dergleichen. Da die Netzspannung in Taiwan 110 Volt beträgt, werden deutsche Elektrogeräte, wie etwa Föhne, langsamer laufen, das heißt man kauft sich besser einen in Taiwan. Wer über einen Stoffkoffer verfügt, sollte darüber nachdenken, sich stattdessen einen Hardcase Koffer zu kaufen, da erstere unter den hiesigen klimatischen Bedingungen, besonders im Winter, wenn es kalt, die Luftfeuchtigkeit aber hoch ist, mit Gewissheit beginnen zu schimmeln. Diese Dinge empfehle ich zu bedenken, alle anderen Dinge des alltäglichen Bedarfes findet man in Taiwan in jedem Einkaufszentrum in allen möglichen Ausführungen.

Ist eure Bewerbung positiv beantwortet und seid ihr an eurer Universität immatrikuliert worden, dann sind damit im Grund die wichtigsten bürokratischen Abläufe abgeschlossen und ihr könnt euch nun durch das Dickicht der Internetseiten eurer Universität wühlen, um an die Informationen für die Kurswahl zu gelangen. Im Folgenden beziehe ich mich wieder ausschließlich auf die NCCU. Das „Office of International Cooperation“ (OIC)[5], das euer Ansprechpartner für alle lokalen Fragen und Probleme ist, wird euch eine Reihe von E-Mails schicken, um Schritt für Schritt zu erklären, wie die Einschreibung funktioniert. Die E-Mails sind sowohl auf Chinesisch als auch auf Englisch, sodass ihr euch keine Sorgen machen müsst, es nicht gleich zu verstehen. Der Einschreibeprozess läuft in zwei Schritten ab: Im ersten Schritt können alle verfügbaren Kurse eures Instituts und anderer Institute, aber nicht die Sportkurse, mittels des Einschreibesystems gewählt werden. Um aber herauszufinden welche Kurse angeboten werden, schaut auf dieser Seite nach (dort können auch die Kurse in das Einschreibesystem übertragen werden).

Nachdem die Kurse erfolgreich gespeichert worden sind, beginnt das Losverfahren und im zweiten Schritt zeigen die Ergebnisse dann an, ob man seine gewünschten Kurse erhalten hat oder nicht. Falls nicht, kann man es jetzt nochmals versuchen und nun auch die Sportkurse wählen. Das System wird dann eine E-Mail mit der endgültigen Kurswahl senden. Wenn man wiederum kein Glück hatte, dann muss man persönlich in der ersten Woche zum entsprechenden Dozierenden gehen und darum bitten, dass man manuell eingeschrieben wird. Die Vokabel hierfür lautet wörtlich: „Seine Unterschrift hinzufügen“ (jiaqian 加簽). Falls man seine Kurse abwählen möchte, kann man das im zweiten Schritt und/ oder noch im ersten Monat des Semesters machen. Ab dem zweiten Monat muss der Dozierende jedoch zustimmen.

Das in Deutschland beantragte Visum muss in Taiwan innerhalb von 15 Tagen nach Ankunft in ein Bewohnervisum (ARC) bei der Einwanderungsbehörde (yiminshu 移民署)[6] umgewandelt werden. Hierfür sind folgende Unterlagen notwendig: Antragsformular (kann vor Ort ausgefüllt werden), eine Kopie des Reisepasses und des Visums (kann vor Ort kopiert werden), ein Passbild sowie eine Bearbeitungsgebühr von 1.000 NTD pro Jahr.

Da ich ein Jahr vor Beginn meines eigentlichen Studiums bereits nach Taiwan flog, musste ich recht häufig mein ARC verlängern lassen. Es hat sich gezeigt, dass Ende August ein großer Strom von Ausländern die Behörde lahmlegt und man mit Wartezeiten von über drei Stunden rechnen kann, das heißt je früher man sein ARC beantragen geht (auch bezogen auf die Tageszeit), desto besser. Sollte man erst Anfang September in Taiwan ankommen, kann man auch bis zum Tag der Registration warten, da die NCCU einzig an diesem Tag ebenso den Service für die Beantragung zur Verfügung stellt. Aber auch an diesem Tag sollte man mit viel Andrang rechnen.

Es ist darauf zu achten, dass ihr bei der Beantragung des ARC darauf hinweist, dass ihr auch ein Bankkonto eröffnen wollt. Nur dann wird euch auch ein Formular mit der ID Nummer (tongyi zhenghao 統一證號) ausgestellt, ohne das als Ausländer kein Konto eröffnet werden kann.

Es empfiehlt sich, nach Ankunft in Taiwan und Beantragung des ARC ein lokales Bankkonto bei der Post zu eröffnen, da es für die monatliche Überweisung des Stipendiums von der taiwanischen Seite benötigt wird. Für die Beantragung ist die obig genannte ID Nummer wichtig, darüber hinaus wird eine Kopie des Reisepasses und ARCs sowie ein Stempel mit eurem chinesischen Namen benötig. Letzteres fand ich auch erst während der Beantragung heraus und musste mir am selbigen Tag noch einen Stempel (yinzhang 印章) anfertigen lassen (keyin 刻印). Die „Stempelläden“ findet man meist in den Seitengassen in der Nähe der Post. Ist das Bankkonto erfolgreich beantragt, muss man eine Woche auf die Bankkarte warten und kann dann sowohl im In- als auch im Ausland Geld abheben – insofern ihr bei der Beantragung die VISA-Funktion mitbeantragt habt.

Abseits des Zahlungsverkehrs mittels Bargeld und EC-Karte, scheint der bargeldlose Zahlungsverkehr langsam in Taiwan Einzug zu halten. In diversen Läden und in der U-Bahn (!) wird für LINE-Pay, Alipay etc. geworben. Da ich diese Angebote nicht verwende, kann ich über die Vor- und Nachteile keine Auskunft geben.

Ein wichtiger Punkt ist die Krankenversicherung. Als Stipendiat des DAAD ist man für die ersten sechs Monate über eine Gruppenversicherung versichert. Für die folgende Zeit muss man der „National Health Insurance“ (NHI quanmin jiankang baoxian 全民健康保險, kurz jianbao 健保) beitreten, was über die jeweilige Universität zu beantragen ist. Da ich – wie bereits beschrieben – ein Jahr eher ankam, musste ich mich nach sechs Monaten bei der NHI versichern und wurde dann mit Beginn des Studiums an der NCCU umgeschrieben. Der Versicherungsbeitrag wird für das gesamte Semester im Voraus inklusive der Semestergebühren bezahlt.

Als Studierender an der NCCU kann man sich entscheiden, ob man in einem der Wohnheime wohnen möchte oder sich selbst abseits des Campus eine Wohnung sucht. Während der Bewerbung um einen Studienplatz muss man sich für eines der beiden entscheiden, kann aber auch nach erfolgreicher Zuteilung eines Wohnheimplatzes diesen noch vor Beginn des Semesters ablehnen. Je später man von der Zuteilung zurücktritt, desto höher werden die anfallenden Gebühren.

Als Promovierender kann man sich auf ein Einzelzimmer bewerben, Masterstudenten werden hingegen in Doppelzimmern und Bachelorstudenten in Vier-Bettzimmern untergebracht. Da ich selbst nicht im Wohnheim wohne – ich hatte in China ein Zimmer mit einem Mitbewohner teilen müssen, woran ich mich mehr oder weniger gewöhnte – und lieber etwas mehr Geld für Privatsphäre ausgebe, kann ich nichts zur Ausstattung und dem Bewerbungsprozess schreiben.

Das bringt mich zum Punkt der Wohnungssuche. Wer als Ausländer in Taiwan selbst eine Wohnung finden möchte, wird meist in der Facebook Gruppe „Looking for Roommates or Apartments in Taipei and Taiwan“ sehr schnell fündig. Hier bieten sowohl Ausländer als auch taiwanische Vermieter Zimmer und Wohnungen in allen Preisklassen von 7.000 NTD – 15.000 NTD und mehr an. Nachdem ich während meiner Suche ein Inserat einstellte, bekam ich noch am selbigen Tag einige Anfragen, ob ich mir die Wohnung/ das Zimmer nicht mal ansehen möchte. Glücklicherweise befand sich darunter eine Wohnung, die mir zusagte, sodass ich nicht zögerte und mit dem Vermieter einen Besichtigungstermin ausmachte. Klärt an dem Tag alle wichtigen Fragen, wie zum Beispiel: Höhe der Kalt-/ Warmmiete, Kaution (meistens zwei Monate), Internet, Müllentsorgung (wo, wenn nicht im Haus)[7], wie soll die Miete überwiesen werden etc. Neben der Facebook Gruppe kann man auch auf der Internetseite https://www.591.com.tw/, die aber auf Chinesisch ist, nach einer Wohnung und/oder Zimmer suchen. Der Vorteil hierbei ist, dass man aus einem riesigen Topf von Angeboten gemäß seinen eigenen Anforderungen (Lage, Größe, Preis, Ausstattung etc.) seine potentielle Wohnung herausfiltern kann. Da die Internetseite aber auf Chinesisch ist, muss einem bewusst sein, dass die Vermieter auf jeden Fall Taiwaner sind, die nicht unbedingt Englisch sprechen. Aber wer sich mit dem Gedanken trägt, in Taiwan ein Masterstudium auf Chinesisch zu beginnen, für den/die sollte das eigentlich kein Problem sein. Nichtsdestotrotz kann es passieren, dass einige Vermieter, nachdem sie erfahren haben, dass ihr Ausländer seid, fürchten ihr würdet sie nicht verstehen, weswegen sie dann meist nicht mehr antworten oder verrückte Ausreden parat haben, um euch abzuwimmeln. Einem Freund von mir, der ebenso auf Chinesisch studiert, ist es etwa passiert, dass der Vermieter zum ihm meinte, er sei zu groß (über 1.90 m) und könne sich möglicherweise irgendwo stoßen, deswegen solle er doch weitersuchen. Selbst seine taiwanische Freundin, die mit anwesend war, konnte die Meinung des Vermieters nicht ändern.

Dass sich in diesem Verhalten Ausländerfeindlichkeit widerspiegelt, muss nicht unbedingt der Fall sein und in solchen Situationen sollte nicht vorschnell geurteilt werden, da die meisten taiwanischen Vermieter einfach denken, dass ein Ausländer mehr kommunikative „Unannehmlichkeiten“ (mafan 麻煩) mit sich bringt als ein Taiwaner. Ich persönlich empfinde Taiwan (als weißer Europäer) als ein sehr ausländerfreundliches Land. Das einzige, was ich ab einem gewissen Punkt anstrengend finde, ist, dass viele versuchen auf Teufel komm raus ihr Englisch mit mir zu üben oder während sie Chinesisch sprechen wahllos englische Wörter in die Konversation einwerfen. Die taiwanischen Vermieter, in deren Wohnungen ich wohnte, waren immer sehr zuvorkommend, manchmal etwas zu sehr interessiert, aber wann hat man schon die Möglichkeit, an einen Ausländer zu vermieten?

Sich in einem (anfangs) fremden Land zurechtzufinden und irgendwann sogar an den Punkt zu gelangen, an dem man sagen kann, dass man ein neues Zuhause gefunden hat, braucht Zeit, viel Eigeninitiative und den Willen sich aus der „Ausländerblase“ zu bewegen, um Freundschaften mit den Menschen vor Ort zu schließen. Es sind zumeist diese Freundschaften, von denen man am meisten über sich und die Kultur lernen kann, aus der man selbst kommt, da man unweigerlich durch die Verwendung einer anderen nicht-europäischen Sprache andere Denkmuster verstehen muss, um nicht auf verschiedenen Ebenen aneinander vorbei zu kommunizieren. Hat man das verstanden und lässt sich auf das „Andere“ ein, lernt man in neuen Modi zu kommunizieren und kann besser „die Distanz zum anderen verringern“ (lajin juli 拉近距離). Das ist weniger ein bewusst gesteuerter Prozess als vielmehr ein (Sprach-)Gefühl, das man entwickelt.

In den unzähligen Clubs, die an der NCCU angeboten werden, kann man sehr schnell sehr viele Kommilitonen treffen und kennenlernen. Meist ist zu Beginn des Semesters an einem bestimmten Tag über den gesamten Campus ein Club Trade Fair verstreut, an dem sich die vielen Clubs vorstellen und man sich einschreiben kann. Es gibt wirklich alles. Angefangen von Sportclubs über Debattierclubs und Kochclubs bis hin zu Clubs, die sich etwa mit buddhistischer Philosophie befassen. Insofern es der Stundenplan zulässt kann jeder etwas Passendes finden.

Was es jedoch zu bedenken gilt bevor man sich in all die spannenden Clubs einschreibt, ist das wöchentliche Pensum an Texten, Vorträgen, Reflection papers (xinde baogao 心得報告) und besonders die Vorbereitung für die Masterarbeit[8]. Man sollte wiederum realistisch einschätzen wie viele Credits man (im ersten Semester) bewältigen kann. Ich dachte anfangs, ich könnte locker neun Credits[9] schaffen, wurde dann aber doch sehr von der Menge an chinesischen Texten und deren Umfang überrascht, sodass ich einen Kurs abwählte und mich auf zwei als „Eingewöhnung“ fokussierte. Sicherlich hätte ich auch alle drei Kurse schaffen können, hätte dann aber nur oberflächlich in die Materie einsteigen können, was meines Erachtens nicht der Sinn eines Masterstudiums ist.

Nun, was will ich damit sagen? In ein Wort: Zeitmanagement. Will man Kontakte zu seinen Kommilitonen aufbauen, muss man im Hinterkopf behalten, dass manche so kühn sind und gar zwölf Credits belegen – also von früh morgens bis spät abends Bücher wälzen und nur Zeit für ein gemeinsames Mittagessen ist. Ebenso muss man versuchen die Texte zu lesen und Essays zu schreiben. Nichtsdestotrotz sollte man sich aber ein Zeitfenster offenhalten, das nur für die eigene Freizeit da ist. Wer gerne wandern geht, hat nicht nur hinter der NCCU beste Voraussetzungen, da die Universität am Fuße der Bergkette liegt, die sich bis in den Süden Taiwans zieht, sondern in Taiwan im Allgemeinen, da diese Insel einfach sehr viele wunderschöne Reiseziele zu bieten hat. Fahrrad fahren kann man entlang der Flüsse Taipeis mit den öffentlichen Fahrrädern von Youbike auch perfekt. Es bedarf lediglich der Anmeldung mit der eigenen Telefonnummer und einer Verkehrskarte (jiatongka 交通卡) und schon kann es losgehen. Falls Musiker unter den Lesern dieses Berichts sind, auch für euch bietet Taipei beste Bedingungen, da es nicht wenige Musikgeschäfte gibt, die alle möglichen Instrumente und Kurse anbieten. Ebenso kann man dort auch nach Bands suchen. Für Auftritte jedweder Art empfehle ich die Bar „Revolver“, „The Wall“ und „Huashan 1914 Creative Park (huashan 1914 wenchuang yuanqu 華山1914 文創園區)“. In Taiwan wird einem sicher nicht langweilig – wohl auch wegen der umfangreichen Hausaufgaben…

  • National Chengchi University (guoli zhengzhi daxue 國立政治大學) : 11605 臺北市文山區指南路二段64號
    • Office of International Cooperation (guoji hezuo shiwuchu 國際合作事務處) befindet sich im achten Stock des Administration Building (xingzheng dalou 行政大樓)
  • National Immigration Office (yiminshu 移民署) : 10066臺北市中正區廣州街15號
  • National Health Insurance Administration (jianbaoju lianhe menzhen zhongxin 健保局聯合門診中心): 10634 臺北市大安區信義路三段140號
  • Ministry of Foreign Affairs (waijiaobu lingshi shiwuju 外交部領事事務局) : 10051台北市濟南路1段2之2號3~5樓(中央聯合辦公大樓北棟), nützlich für Visa-Angelegenheiten.

[1] An dieser Stelle möchte ich anfügen, dass ich das Begriffspaar „Kultur China“ nicht politisch auffasse und Taiwan zu China als Provinz weder addiere noch als Staat dividiere. Wenn ich im Folgenden also von „Kultur China“ und dergleichen spreche, ist Taiwan miteingeschlossen, auch wenn (von beiden Seiten) argumentiert werden könnte, dass sich die Kulturen der beiden Seiten unterscheiden. Das ist aber nicht der Zweck dieses Berichts.

[2] http://www.fachverband-chinesisch.de/chinesischindeutschland/pruefungen/index.html. Zugriff am 24.01.2018.

[3] Falls eure Universität euch keine englische Übersetzung des Prüfungszeugnisses und der B.A. Urkunde ausstellt, dann müsst ihr einen notariell beglaubigten Übersetzer suchen.

[4] Hat man ein Stipendium entfällt dieser Punkt. Dafür muss jedoch die Urkunde des Stipendiums eingereicht werden.

[5] Auf dieser Seite findet ihr alle wichtigen Informationen für internationale Studierende: http://oic.nccu.edu.tw/bin/home.php?Lang=en.

[6] Die Adresse: 10066臺北市中正區廣州街15號.

[7] Wer noch nicht in Taiwan war, dem wird nach Ankunft auffallen, dass es keine Mülltonnen gibt, die die Müllabfuhr eigenhändig entleert. Viel mehr muss man mit den eigenen Müllbeuteln am Straßenrand auf die zwei Müllautos warten und entsprechend der Müllsorte die Beutel zum jeweiligen Müllauto bringen. Man wird mit einer schrillen 8-Bit Version von Beethovens „Für Elise“ darauf hingewiesen, dass man nun herunter kommen kann.

[8] Ich betone den letzten Punkt, da das religionswissenschaftliche Institut uns von Anfang an klargemacht hat, dass die Masterarbeit keine Hausarbeit ist, die man am Ende des Studiums erst beginnt zu schreiben, sondern eine Forschungsstudie, die sich im Idealfall über einen längeren Zeitraum zieht. Das heißt, abseits des regulären Unterrichts sollte man dafür auch noch Zeit einplanen.

[9] Das Credit-System in Taiwan unterscheidet sich von dem in Deutschland. Hier erhält man meist 2-3 Credits pro Kurs, die sich zu 30 Punkten für den MA-Abschluss aufaddieren, wohingegen man in Deutschland etwa 5-10 Credits pro Kurs (Universität Leipzig) erhält.

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